Siegertreppe

Herrscher oder Diener, das ist die Frage

Jürgen Ferrary
15. Januar 2025

Ich glaube, wenn mich eines in meiner Jugend geprägt hat, dann waren es die Pfadfinder. Ich hatte damals mit Glaube absolut nichts am Hut, und auch die Pfadfinder, zu denen ich ging, waren nicht christlich. Dennoch hatten sie gute, moralische Werte, die mich damals sehr veränderten.
Unsere Gesellschaft redet uns ein, wir wären dann glücklicher und erfüllter, wenn wir die Karriereleiter so weit wie möglich hinaufsteigen. Vorarbeiter, das ist doch etwas; oder Abteilungsleiter. Dann hast du es geschafft.

Auch bei den Pfadfindern gab es Leitungsfunktionen. Dabei gab es zwei Prinzipien, die den Ansichten der normalen Welt widersprachen. Das erste Prinzip lautete: „Führen durch selbst-führen!“ Damit war gemeint, dass ich dann ein guter Leiter war, wenn ich ein gutes Vorbild war, wenn ich den Jüngeren vorlebte, wenn ich zuerst an mir und meinen Fehlern arbeitete.

Das zweite Prinzip war, dass ein Leiter der „Primus inter pares“ sein sollte, der erste unter Gleichen. Das ging in dieselbe Richtung, denn es bedeutete, dass ich nicht nur „das Sagen“ über meine Gruppe hatte, sondern eben der erste sein sollte, der das tut, was er von den anderen verlangte.

Ging es um das Holen von Holz, sollte ich als Erstes anpacken, ebenso beim Aufräumen, beim Helfen. Ich sollte Leiter sein, indem ich den anderen diene. Erst viel später fand ich heraus, dass dies ein biblisches Prinzip ist, das Jesus selbst den Menschen gepredigt und vor allem auch vorgelebt hatte.

Ziemlich weit am Ende schreibt Matthäus, wie Jesus sich gegen die Gesetzeslehrer und Schriftgelehrten spricht, die, die die Bibel Pharisäer nennt. Jesus sagt. „Wer unter euch am größten ist, soll euer Diener sein. Wer sich selbst groß macht, wird von Gott niedrig und klein gemacht werden. Und wer sich selbst niedrig und klein macht, wird von Gott groß gemacht werden“ (Matthäus 23,11-12 BB).

Vorher gibt er seinen Freunden mit, sie sollten tun, was die Pharisäer sagten, sie sollten es aber anders tun, als diese, denn sie waren Heuchler, Sie stellten sich gerne in den Mittelpunkt, ließen sich bewundern für ihre frommen Taten und wollten, dass man zu ihnen aufschaut. Es lohnt sich, die kleine Passage von Matthäus 23,1-12 zu lesen.

Was Jesus sagt, ist, dass die Pharisäer zwar äußerlich alles richtig machten. Aber sie waren fromm, um dabei gesehen zu werden, um eine besondere Stellung zu haben und nicht, um Gott zu dienen. Sie wollten Leiter sein, aber nicht die ersten unter Gleichen.

Und diesen Menschen sagt Jesus direkt ins Gesicht: Das, was bei Gott zählt, sind nicht eure Äußerlichkeiten, sondern der ist der Größte in Gottes Augen, der den anderen dient. Gerade heutzutage haben wir an allen Ecken und Enden Plattformen, auf denen wir uns selbst darstellen, auf denen wir gesehen werden.

Und die Gesellschaft entwickelt sich immer mehr dahin. Frage mal einen jungen Menschen, was bei ihm zählt: die Anzahl der „Likes“ und die Anzahl der „Follower“. Sie erscheinen oft wichtiger als Fakten oder Charakter.

Deshalb möchte ich dir heute zwei Fragen mit in den Tag geben. Die erste lautet: Wo sind Bereiche in deinem Leben, in denen du dienst – Gott, den Menschen? Jesus sagt deutlich, dass das eine Voraussetzung ist, wenn du ein erfülltes Leben haben möchtest.

Und die zweite Frage lautet: Wenn du einen Bereich hast, an dem du dienst, was ist deine Motivation? Ist es das Dienen oder das Gesehen-werden? Ist es Gott oder das Podest? Frag mal ganz ehrlich dein Herz.

Sei gesegnet!

„Es ist die hohe Bestimmung des Menschen, mehr zu dienen als zu herrschen“ (Albert Einstein).

Mehr Gedanken

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner
Warning